Runenlieder der Germanen
Runen sind bekannt dafür, dass sie Gegenstände zieren und zauberisch beleben: Holz, Steine, Knochen, Fibeln, Waffen, etc. Aber auch in der germanischen Literatur werden sie immer wieder erwähnt. Diese wenigen Passagen, eigebettet in mythologischen Zusammenhängen, geben einen idealen Einblick in die magische Realität der Runen, sowie die Bandbreite ihres Wirkungsspektrums.
Zwei Beispiele, die stark schamanistisch geprägt sind:
Die nordgermanische Egils Saga (ca. 1220) erzählt das Leben des Wikingers Egil, ein Bauer und Skalde aus dem 9.Jht.
Egils Grossvater ist ein Berserker mit dem Namen Kveldülfr (Abendwolf), der seine Gestalt verändern kann und der über unheimliche Kräfte verfügt, ein Odins Krieger. Eines Tages kehrt Egils bei einem Bauern ein. Dort sieht er dessen kranke Tochter darbend auf dem Bett liegen. Es stellt sich heraus, dass ein Bursche aus der Nachbarschaft Krankheitsrunen statt Liebesrunen auf einem Knochen eingeritzt und unters Bett gelegt hatte. Egil schabt nun die Runen ab und wirft den Knochen ins Feuer. Die Kleider möge man nach draussen bringen und vom Winde fort tragen lassen. Dann spricht er einen Zauberspruch:
Runen ritze keiner,
Rät er nicht wie es steht drum!
Mancher Sinn, meinte ich,
wirren Mannes Stab irrte.
Zehn der Zauberrunen,
ziemten schlecht den Kiemen:
Leichtsinn leider machte lange,
des Mädchen Krankheit.
Daraufhin ritzt Egil selber Runen, Gesundheitsrunen, und legt sie unters Bett der kranken Bauernstochter, sogleich sie aus dem Schlaf erwacht und angibt, noch schwach aber wieder gesund sei.
(Egil Saga 72)
Recherchen & Zusammenfassung: Edan Feuerwaechter
Quellen: Wiki, Edda, Schamanismus bei den Germanen (Thomas Höffgen)
Bild: Edan Feuerwächter
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